„Ein ganz normaler Typ“

Frank-Walter Steinmeier besucht Bischof Hermann Kunst Schule

Was für ein besonders aufregender Tag: Für die Schülerinnen und Schüler, aber auch die Lehrkräfte der Haupt- und Förderschule am Ludwig-Steil-Hof wird der vergangene Mittwoch noch lange in Erinnerung bleiben, denn der amtierende Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gab sich die Ehre und machte sich im Rahmen der „Ortszeit Deutschland“ und dem damit verbundenen Besuch in der Jungen Stadt ein Bild vom Leben und Lernen in Espelkamp, im Speziellen an der Bischof Hermann Kunst Schule.

Interessiert und offensichtlich sehr gut vorbereitet kam Steinmeier mit Schülerinnen und Schülern ins Gespräch, informierte sich bei den Lehrkräften und ließ sich die ganz besondere Arbeit – vor allem im Hinblick auf das dort praktizierte Sprachprogramm – genau erklären. „Sprache ist eine Schlüsselqualifikation um heimisch zu werden“, wusste auch der Bundespräsident.

Die Haupt- und Förderschule wird derzeit von 246 Jungen und Mädchen besucht; 197 von ihnen haben einen Migrationshintergrund – viele auch Fluchterfahrung. Im Austausch mit den Jugendlichen wurde schnell deutlich, welche besonderen Herausforderungen all dieses mit sich bringt. „Einige Kinder sind schon in ihrer Heimat gar nicht alphabetisiert“, schildern die Lehrer. Manche hätten nur kurze Zeit eine Schule besucht oder auch gar nicht; seien stattdessen bereits sehr jung dem Arbeitsmarkt in ihrer Heimat zugeführt worden. Was die allermeisten von ihnen jedoch verbindet ist neben der Tatsache, dass sie aus verschiedenen Herkunftsländern kommen, ein hohes Maß an Motivation. „Diese jungen Menschen wollen etwas lernen“, so Dieter Gerecke, Schulleiter der Bischof Hermann Kunst Schule.

Ob es hin und wieder zu Rangeleien kommt, wenn so viele Nationalitäten auf dem Schulhof einander begegnen, wollte Bundespräsident Steinmeier wissen. Über ein „normales Gezanke“ hinaus eigentlich nicht, versicherten die Lehrenden und auch die Jugendlichen. „Meine besten Freunde hier kommen aus Syrien, Afghanistan, Italien und der Ukraine“, verrät der 17-jährige Bilal, der selbst 2019 aus Afghanistan kam und inzwischen in Stemwede ein Zuhause gefunden hat. Er verrät weiter: „Wir sind doch alle gleich hier.“

Steinmeier lobte die Arbeit an dieser in Nordrhein-Westfalen einmaligen Schule dieser Art. Im Anschluss an das Interview nahm er sich noch etwas Zeit um mit den Jugendlichen auf dem Schulhof ins Gespräch zu kommen. Groß war die Begeisterung darüber – und über die besondere Atmosphäre an der Schule an diesem Tag: Polizeistreifen, Bedienstete des Bundeskriminalamtes und Fahrzeuge mit Berliner-Kennzeichen und Bundesadler an der Motorhaube, das sieht man in Espelkamp nicht alltäglich. Denn auch wenn der Bundespräsident „eigentlich ein ganz normaler Typ ist“, wie einige Schüler auf dem Schulhof feststellten, war das Aufgebot an Sicherheitskräften natürlich groß – ebenso die Freude über Selfies mit dem Präsidenten und Autogramme.